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Wer nach dem Herd fragt, obwohl er den Koch sprechen möchte, sollte, wenn er beruflich mit fremdsprachigen Texten zu tun hat, fragt besser uns. Denn „Falsche Freunde“ lauern überall.

Ein falscher Freund ist ein Wortpaar aus verschiedenen Sprachen, das sich zwar sehr ähnlich anhört oder liest, in den jeweiligen Sprache allerdings eine ganz andere Bedeutung hat. Nicht selten ein Anlass für peinliche, lustige und manchmal auch äußerst unangenehme Momente.

Falsche Freunde: Wer hat es erfunden?

Der Begriff an sich stammt von Maxime Koessler und Jule Derocquiny, zwei französischen Sprachwissenschaftlern, die ihn im Jahr 1928 als „faux amis du traducteur“ einführten. Seitdem wurde der Ausdruck leicht abgewandelt in viele andere Sprachen übernommen, etwa auch ins Englische eben als false friend.

Entstehung von falschen Freunden

Falsche Freunde kommen bei miteinander verwandten Sprachen wie etwa Deutsch und Niederländisch oder solchen, die sich in räumlicher Nähe befinden wie Deutsch und Englisch, deutlich häufiger vor als bei nicht verwandten Sprachen wie etwa Deutsch und Chinesisch.

Falsche Freunde erkennen

Die Bandbreite bei falschen Freunden ist groß und es gibt verschiedene Klassifizierungen. Zu unterscheiden sind daher unter anderen die folgenden Kategorien: Es gibt die zu Beginn des Artikels bereits erwähnten „echten falschen Freunde“. Hier klingt das Begriffspaar in beiden Sprachen ähnlich, allerdings haben die Wörter in den einzelnen Sprachen vollkommen unterschiedliche Bedeutungen. Das englische Wort „sin“ im Deutschen nicht „Sinn“, sondern „Sünde“. Daneben gibt es die „halbehrlichen falschen Freunde“. Damit sind lexikalische Einheiten gemeint, die sich zumindest teilweise in den Bedeutungen überschneiden, aber eben nicht in allen. Das englische Wort „serious“ kann wie im Deutschen „seriös“ bedeuten, häufiger wird es aber im Sinne von „ernst“ oder „erheblich“ verwendet.

Und dann gibt es noch die „wahren Freunde“. In diesen Fällen schreiben sich oder klingen die Wortpaare nicht nur ähnlich, sondern bedeuten auch in beiden Sprachen dasselbe. Das englische Wort „communication“ bedeutet auch im Deutschen „Kommunikation“.

Gleiches Wort, andere Bedeutung

Es gibt sogar sogenannte Bedeutungsverschiebungen, in denen Wörter ihre ursprüngliche Bedeutung durch dauerhafte Verwendung der falschen Übersetzung ändern und somit die Bedeutung annehmen, die ursprünglich ein falscher Freund war. Ein Beispiel hierfür ist das Wort „realisieren“. Früher war die Bedeutung auf „verwirklichen, umsetzen“ beschränkt. Heute wird es auch im Sinne von „erkennen, bemerken“ verwendet, wie der englische falsche Freund „to realise“ beziehungsweise „realize“. Die neuere Bedeutung ist zwischenzeitlich auch in Wörterbüchern verankert.

Hans-Martin Gauger, ein zeitgenössischer Sprachwissenschaftler, Autor und Romanist hat in seinem Werk „Falsche Freunde“ ganz treffend zusammengefasst, dass „mit Unfällen zu rechnen ist: immer wieder, bei aktivem Gebrauch, namentlich in Zuständen der Ermüdung oder, gerade umgekehrt, in solchen der Anspannung, wenn die Aufmerksamkeit vor allem der Sache gilt, über die man spricht, werden diese Wörter zu Fallgruben“.

Vorsicht Falle: Sprachliche Nuancen berücksichtigen

Beim Übersetzen kommt es auf sprachliche Nuancen an. Und da kann, gerade auch beim Einsatz von KI, immer wieder ordentlich was schief gehen.

Die Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer sowie Sprachexpertinnen und Sprachexperten von Proverb beschäftigen sich täglich ausnahmslos mit den Fallstricken einer Sprache und haben dank ihrer Ausbildung und jahrelangen Erfahrung ein sicheres Sprachgefühl und ein geschultes Auge dafür, wo mögliche Stolperfallen versteckt sein könnten.

Falsche Freunde Quiz

Wenn Sie gerne etwas knobeln wollen, versuchen Sie sich hier an unserem Falsche Freunde Quiz.