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Sprichwörter sind mehr als sprachliche Redewendungen. Sie sind kulturelle Insiderwitze und kleine Fenster in die Denkweise und den Humor einer Kultur. Wer sie versteht, hat nicht nur ein gutes Sprachgefühl, sondern auch ein Gespür für die Feinheiten zwischen den Zeilen. Doch genau hier wird es knifflig: wörtlich übersetzt verlieren viele Redewendungen ihren Sinn oder erzeugen völlig absurde Bilder im Kopf. Was in einer Sprache selbstverständlich klingt, kann in einer anderen für Verwirrung sorgen, oder für ein Schmunzeln. 

 

 

Ein paar Beispiele aus der Welt der Sprichwörter zeigen, wie schnell Missverständnisse entstehen können: 

  • In bocca al lupo“ – „In den Mund des Wolfs“ 

Klingt bedrohlich, ist aber ein italienischer Ausdruck für „Viel Glück“ oder „Hals- und Beinbruch“. Die passende Antwort? „Crepi“ – „Er [der Wolf] soll sterben.“ 

  • 猿も木から落ちる“ – „Auch Affen fallen von Bäumen“ 

Eine japanische Erinnerung daran, dass selbst Expert:innen Fehler machen dürfen. 

  • To spill the beans“ – „Die Bohnen verschütten“ 

Wer das tut, hat ein Geheimnis verraten – und nicht etwa das Abendessen ruiniert. 

  • Quand les poules auront des dents“ – „Wenn Hühner Zähne haben“ 

Diese französische Redewendung bedeutet so viel wie: Nie im Leben. Oder zumindest nicht bald. 

Diese Beispiele zeigen: Sprichwörter sind tief in der Kultur verwurzelt. Ihre Wirkung entsteht durch Bedeutung, Kontext und manchmal auch durch Humor, nicht durch wörtliche Formulierungen. 

 

Was heißt das für die Übersetzung?

Sprichwörter sind ein Paradebeispiel dafür, dass man für eine gute Übersetzung mehr benötigt als Sprachkenntnis. Es braucht: 

Kontextverständnis: Was will der Satz wirklich ausdrücken? 

Kulturelles Fingerspitzengefühl: Gibt es eine passende Entsprechung in der Zielsprache? 

Kreativität: Wie lässt sich die Aussage transportieren, ohne die Leser:innen zu verwirren?