Amerika – das Land der literarischen Möglichkeiten!
08.03.2016

Das Interesse amerikanischer Leser an ausländischer Literatur hält sich offensichtlich in Grenzen.
Lediglich ca. 550 Werke von ausländischen Autoren wurden 2015 für den amerikanischen Markt ins Englische übersetzt. Das ist angesichts der Größe der amerikanischen Leserschaft und der weltweit so zahlreichen Buchpublikationen durchaus übersichtlich.
Innerhalb dieser engen Auswahl haben französische Autoren in Amerika die Nase vorn.
Im Jahr 2014 war die Zahl übersetzter Werke mit 502 Romanen und Erzählsammlungen gar noch niedriger. Diese Zahlen stammen von einer Translation Database, die von der University of Rochester seit 2008 jährlich erscheint und laut Betreiber Chad W. Post durchaus als verlässlich gilt.
Im Vergleich zu diesen rekordverdächtig niedrigen Zahlen an übersetzten Werken für den amerikanischen Markt hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels für dasselbe Jahr insgesamt 3.755 Übertragungen belletristischer Werke registriert.
Zwar bieten diese beiden Zahlen keine exakten Vergleichswerte, da die deutsche Statistik auch Neuauflagen einrechnet, wohingegen die Translation Base nur Erstauflagen berücksichtigt. Hält man sich jedoch die jeweilige Anzahl der potentiellen Leserschaft pro Land vor Augen, ist die Diskrepanz dennoch frappierend.
Frankreich ist innerhalb der für Amerika übersetzten Titel mit 15% der Spitzenreiter unter den ausländischen Werken. Deutschland folgt an zweiter Stelle.
Ein Großteil der Werke darf hierbei nicht unbedingt zur ambitionierten Literatur gezählt werden. Eine der Ursachen mag möglicherweise Amazon Crossing sein, das Imprint des Online-Riesen, das sich auf Übersetzungen spezialisiert hat und dreimal mehr Neuerscheinungen aus anderen Sprachräumen publiziert hat als der zweitplatzierte Verlag Dalkey Archive. Eine bittere Pille für das Verlagswesen, da es mit der Freundschaft zwischen Verlagen und Buchhändlern zum Internet-Großhändler nicht unbedingt zum Besten steht. Da ist es auch nur ein kleiner Trost, dass die Werke, deren Übersetzungen Dalkey Archive herausbringt, inhaltlich sicherlich bedeutungsvoller und hochkarätiger einzuordnen sind als die überwiegend doch eher leichtere Unterhaltungsliteratur, die durch Amazon übersetzt wurde.
Weitergehende Informationen finden Sie unter folgendem Link:
http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/amerika-mags-franzoesisch-1.18669291
http://www.rochester.edu/College/translation/threepercent/index.php?s=database