Karin Krieger – Portrait einer Literaturübersetzerin
26.02.2018

Karin Krieger – Portrait einer Literaturübersetzerin
Wer steckt hinter der deutschen Übersetzung von Elena Ferrantes Tetralogie-Welterfolg über die zwei neapolitanischen Freundinnen Lila und Elena?
Selten rücken Literaturübersetzer bekannter internationaler Bestseller in den Vordergrund und werden näher beleuchtet. Eine der Ausnahmen ist Karin Krieger. Sie hat Romanistik studiert und begann 1988 mit dem Übersetzen literarischer Texte. 2011 erhielt sie den Hieronymusring, die höchste Übersetzerauszeichnung überhaupt.
Die gebürtige Berliner hat die vier Bände von Elena Ferrante („Meine geniale Freundin“, „Die Geschichte eines neuen Namens“, „Die Geschichte der getrennten Wege“ und „Die Geschichte des verlorenen Kindes“) einer neapolitanischen Saga übersetzt, die weltweit zu einem enormen Verkaufserfolg avanciert sind.
Im Zuge ihrer Vorbereitungen auf das Übersetzungsprojekt ist Karin Krieger abgesehen von den üblichen Recherchen nicht nur nach Neapel gereist, um selbst ein Gefühl für die Schauplätze zu bekommen, sondern hat sich viele italienische alte Filme angesehen und sich einen Stadtplan der Hafenstadt in Süditalien in ihrem Arbeitszimmer aufgehängt.
Vier bis sieben Seiten übersetzte sie täglich im Schnitt, das bedeutet ca. jeweils gut ein halbes Jahr pro Band.
Eine große Herausforderung war hierbei die Übersetzung des neapolitanischen Dialektes, den Elena Ferrante in ihren Romanen immer wieder verwendet. Für die Autorin ist dieser Dialekt mit Gewalt und Brutalität verbunden. Sie lässt ihn bewusst nur wie eine ferne Bedrohung anklingen, indem sie ihn lediglich vereinzelt einstreut. Sie setzt den Dialekt deshalb nur sehr sparsam ein, da diese von ihrer Mündlichkeit leben und in geschriebener Form nach eigener Aussage zum Scheitern verurteilt sind.
Karin Krieger hat den Dialekt in der Form übernommen, indem sie – wie im italienischen Original – häufig die Formulierung „Sagte sie im Dialekt …“, ohne diesen dann auch auszuformulieren. Die Verwendung eines deutschen Dialekts (wie z.B. Bayerisch oder Plattdeutsch) als Ersatz für das Neapolitanische wäre für die Literaturübersetzerin undenkbar gewesen. Dialekte sind untrennbar mit den Orten verbunden, an denen sie gesprochen werden. Einen sinnvollen Ersatz gibt es daher nicht.
Weitergehende Informationen finden Sie unter folgenden Links:
http://www.deutschlandfunkkultur.de/uebersetzerin-ueber-elena-ferrante-man-wird-fast.1270.de.html?dram:article_id=409295
http://www.sueddeutsche.de/kultur/portraet-im-erdreich-der-sprache-1.3597850
https://www.frankenpost.de/region/feuilleton/Ferrante-UEbersetzerin-Karin-Krieger-Erfolg-war-nicht-absehbar;art6787,5956175